Frankreich ist für mich fast wie eine Heimat..
Im Jahr 1997, also vor 12 Jahren, sind wir das Erstemal am Atlantik gewesen, damals verbrachten wir eine gute Woche in der Charente südlich von La Rochelle. Dort befindet sich die größte Insel Frankreichs, die Ile d'Oléron, Marennes an der Halbinsel Arvert, bekannt durch Frankreichs größte Austernzuchtanlagen und die Stadt Royan an der Mündung der Gironde.
Die Rückreise 1997 quer durch Frankreich endete mit zwei Übernachtungen in der Stadt Varzy im Burgund. Was also lag näher, als in diesem Jahr einfach einmal wieder nach Varzy zu fahren um zu schauen, ob es das kleine Hotel de la Poste noch gibt, mit einer zauberhaften Küche, von einem Meisterkoch betrieben...
Wir fanden die kleine Stadt Varzy vor als wäre die Zeit stehengeblieben, die Kirche steht noch und die Fernstraße 151 (rechtes Foto) führt immer noch gerade aus durch Wälder und endlose Weizenfelder bis nach Charité sur Loire. Diese Straße geht tatsächlich 40 km stur geradeaus bis zur Loire, die letzte Kurve ist in Varzy, direkt vor dem Hotel, in welchem wir auch dieses Jahr wieder übernachteten. Leider war der Wirt nicht mehr der vom Letzten Mal, besser gesagt, es gab überhaupt keine Küche an diesem ersten Abend in Frankreich und in diesem Hotel. Lediglich eine kleine Kneipe hatte noch geöffnet, zwei niederländische Urlauber, die sich ebenfalls hierher verirrt hatten, saßen dort beim Kaffee, grinsten uns an und sagten in bestem Hochdeutsch: "Hier gibt es nichts zu Fressen!"
Nach einem Kaffee und einem Rundgang durch die alte Stadt fanden wir jedoch tatsächlich noch ein gemütliches Restaurant an der ehemaligen Bahnlinie, dem Namen nach muss das einst der Bahnhof gewesen sein. Das war unser erster Tag in Frankreich, nach 600 km Autofahrt mit dem Fahrrädern im Gepäck und unserem eigentlichen Ziel: Die Schlösser an der Loire.
Links im Bild: Charité sur Loire. Vor Varzy aus in einer guten Stunde zu erreichen, hier machten wir eine kleine Pause um zu überlegen, wie die Reise weitergeht. Wir nahmen uns vor, die kleine Stadt Blois an der Loire, zwischen Orleans und Tours gelegen, anzusteuern um dort ein Hotel zu suchen.
Also fuhren wir weiter über Bourges und Vierzon nach Blois. Diese Route geht nicht an der Loire entlang sondern kürzt den Bogen der Loire, die bei Orleans nach Westen abschwenkt, etwas ab. Am späten Nachmittag erreichten wir die Stadt Blois bei strömenden Regen, aber etwas später kam dann doch die Sonne wieder raus.
Hotel gefunden in Candé sur Beuvron! Eigentlich wollte ich nur ein Foto von der schönen alten Brücke machen, aber wie durch ein Wunder stand da plötzlich ein Hotel neben mir: Hotel le Lion d'Or (dt: Zum goldenen Löwen).
Voller Erwartung auf ein hübsches kleines Zimmerchen und ein gutes Essen ging ich da rein und wurde nicht enttäuscht. Vorerst nur für zwei Nächte. Immerhin konnten wir somit unsere erste Radtour für die Loire planen.
Der Beuvron ist ein Nebenfluss der Loire und mündet unweit von Candé in Diese. Die Gegend ist hier flach bis leicht hügelig mit ausgedehnten Wäldern.
Auf gings zu unserer ersten Radwanderung an der Loire entlang. Von Candé sur Beuvron bis Amboise sind es knapp 30 km und wir hatten ja den ganzen Tag Zeit. Es gibt gut ausgebaute Radwege, die teilweise noch sehr neu und ein bischen improvisiert ansonsten aber sehr gut ausgeschildert sind.
Unterwegs nach Amboise hat es stellenweise geregnet, was jedoch unserem Vergnügen keinen Abbruch tat. Der Radweg geht leider nicht durchgängig an der Loire entlang, mit dem Hintergrundwissen, dass die Loire ein Fluss ist, der nicht reguliert wurde, ist das jedoch verständlich, denn damit ist der Lauf und der Pegel steten Veränderungen unterworfen.
Rechts und links der Flussniederung bauen sich Felswände auf, die aus Sedimenten bestehen, Ablagerungen der Loire. Seit Urzeiten werden in diese Felswände Höhlen (Caves) gegraben, die teils als Keller zum Lagern von Wein und Käse aber auch als Wohnraum dienen. Ungezählte Caves gibt es und entlang der Straßen sind viele der Felsenkeller auch zu Verkaufsräumen ausgebaut, zumindest im vorderen Bereich. Interessant für den Geologen sind Bänder von Feuersteinen in den Sedimenten der Loire und auch der anderen Flüsse wie Cher, Vienna, Indre und Beuvron.
Abendstimmung an der Loire unterhalb von Chateau Chaumont (siehe Foto). Dieses Schloss befindet sich direkt über der Loire, was nicht für alle "Schlösser der Loire" zutrifft.
Der Freitag war sehr schön trotz Regenschauern und die Abendstimmung an der Loire ist einfach nur großartig.
Nach dem Frühstück offenbarte uns unser lieber Gastgeber, dass wir so lange bleiben können, wie wir wollen. So packten wir unsere Räder mal wieder ins Auto und fuhren ein Stück nach Osten an Blois vorbei. Ausgemachtes Ziel war das Chateau Chambord und zwei weitere kleine Schlösschen, die irgendwo im Wald versteckt sein sollen. Freilich war das alles in unserem Wanderführer beschrieben, den meine Frau noch kurz vor unserer Abreise in der Buchhandlung bestellt und gekauft hatte.
Chambord ist das größte Schloss der "Schlösser der Loire" und das Größte in Frankreich überhaupt. In der großzügigen Parkanlage um Chambord machten wir eine ausgiebige Pause inmitten eines internationalen Publikums.
Obwohl die Radtour an diesem Tag sehr anstrengend war (ca. 50 km insgesamt), konnten wir nicht genug sehen und sind abends noch einmal mit dem Auto nach Montrichard gefahren. Obenstehendes Foto zeigt die uralte Brücke über die Cher, einem Nebenfluss der Loire. Das Bild vorher machte ich am Beuvron, das ist eine Brücke mit drei Bögen, über die der Radweg führt.
Eine Sonntag in Frankreich zu verbringen, ist etwas ganz Besonderes. Eines unserer Ziele war das Chateau Ussé, das sogenannte Dornröschenschloss. Tasächlich gab es in Frankreich einen Märchenschreiber, der angsichts dieses Schlösschens das Märchen "Dornröschen" noch einmal neu geschrieben hat.
Nach der Besichtigung des Märchenschlosses fuhren wir nach der Stadt Chinon, am Fluss La Vienna gelegen. Chinon ist sehenswert, sehr schön fanden wir die Uferpromenade mit schattigen Plätzchen unter Platanen, da fand auch unser Mietwagen einen Parkplatz.
Loire Brücke Tours. Die Wenigsten, ja auch viele Franzosen selbst wissen nicht, dass Tours einmal die Hauptstadt von Frankreich war. Unweit von Tours sahen wir das erste Atomkraftwerk an der Loire.
Das Flussgebeit ist ein Paradies für viele Wasservögel, auch den Eisvogel haben wir gesehen.
Auf nach Süden an diesem Tag. Unser Gastgeber verriet uns bereits am Sonntag, dass es wieder Regen geben würde und so quittierten wir voller Wehmut unser kleines Zimmer in dem gemütlichen Hotel. Wir beschlossen, im Departement Landes ein Hotel zu suchen, möglichst nahe am Meer. Daher viel unsere Wahl auf Mimizan, bzw. Mimizan-Plage. Dort kamen wir gegen 18 Uhr an und fanden tatsächlich ein Hotelzimmer mit Frühstück für die nächsten beiden Nächte.
Die lange Fahrt (ca. 600 km) von Tours nach Bordeaux ging vorbei an den großen Städten Poitiers, Niort und Saintes und war weitestgehend stressfrei. Südlich der Touraine liegt die Charente-Poitou an die sich dann die Gegend um Cognac und dann, weiter unten, die Gascogne anschließt. Insgesamt ist diese Landschaft nur sehr leicht hügelig, zahlreiche Tafeln entlang der Autobahn weisen auf die Sehenswürdigkeiten hin. Sehr beeindruckend sind die großen Brücken über die Dordogne und die Gironde bei der Riesenstadt Bordeaux, die auf einem langgezogenen Hügel angelegt ist. Das ganze Gebiet ist dünn besiedelt und wird vorwiegend landwirtschaftlich genutzt, wobei es auch sehr viel Wald gibt und sich das Leben in den großen Städten konzentriert.
Auf dem Balkon vom Hotelzimmer aus, konnten wir den Atlantik zwar nicht sehen aber hören und konnten es kaum erwarten, die Räder rauzuholen um mal eben dahin zu radeln...
Mit dem Glück, ein Hotelzimmer zu haben, gewannen wir einen ganzen Tag für eine Radtour. Wir schlugen den Weg nach Süden ein und radelten durch die endlosen Pinienwälder hinter der Düne in den nächsten See-Ort Contis-Plage. Dort steht ein einsamer Leuchtturm, dessen Besteigung ich unbedingt empfehlen kann.
Eines der untenstehenden Fotos vermittelt einen kleinen Eindruck von den gut ausgebauten und auch gut beschilderten Radwegen durch die angenehm Schatten spendenden Pinienwälder.
Sonnenuntergang über dem Atlantik. Mimizan liegt genau auf dem 44. Breitengrad, da brennt die Sonne deutlich wärmer als in Baden-Württemberg.
Aquitanien, wie der Landstrich um Bordeaux auch genannt wird, endet im Westen am Atlantik, dem Golf de Gascogne (Medoc) und ganz im Südwesten an der Spanischen Genze (Landes, Cote des Basques). Der Strand ist flach, hinter der Düne ins Landesinnere hinein dicht bewaldet und erstreckt sich über 200 km von der Spanischen Grenze im Süden bis zur Gironde-Mündung in den Atlantik. Es ist der längste zusammenhängende Sandstrand in Europa überhaupt, wo es auch Ebbe und Flut gibt.
Nach dem Umzug in ein weiteres Hotel hatten wir einen weiteren Tag für eine Radtour bekommen, an dem wir die Kleinstadt Mimizan besichtigten. Dicht am Ort gibt es auch einen größeren Binnensee, der von einem Strom durchflossen wird (Le Courant), der in den Atlantik mündet. An diesem See ist ein sehr großzügig angelegter Campingplatz.
Kleine Pause unter einer Korkeiche. Der begehrte Rohstoff wird aus der Rinde dieser Bäume geschnitten, die es hier nur verstreut gibt. Für die industrielle Gewinnung von Kork werden Korkeichen in Plantagen gehalten.
Ein bischen ungeschickt war es, eine Papierfabrik (Gascogne Paper) mitten in den Nationalpark, Nähe der Ortschaft Mimizan zu bauen.
Gut 25 km südlich von Mimizan liegt der übernächste Ort am Atlantik. Wir fuhren mit dem Rad dahin, über Contis-Plage durch die herrlichen Pinienwälder hinter der Düne. Wer Lust und Zeit hat, kann auf dem gut ausgebauten Radweg bis nach Spanien radeln, er wird tagelang nur Eines sehen: Pinienwälder, Sand und Meer. Medoc und Landes sind zusammengenommen ein Nationalpark, das Betreten der Düne außerhalb der dafür vorgesehenen Wege oder Treppen wird nicht gerne gesehen und ist auch strafbar. Namentlich im Sommer besteht erhöhte Waldbrandgefahr und das Baden im Atlantik ist nicht ungefährlich wegen der Strömung.
An den Stränden gibt es scharf abgegrenzte Badebereiche, die beaufsichtigt sind. Daneben badet jeder auf eigene Gefahr. An normalen Sonnentagen können die Wellen, die bei Flut angerollt kommen, schonmal schulterhoch sein und die Brandung ist auch noch weit hinter der Düne zu hören.
Nach dem Frühstück starteten wir gen Osten, unser letzter Ort in Frankreich sollte Vichy sein. Die Stecke von etwa 500 km geht an Bordeaux vorbei durch die Landschaft Perigord in der Mitte Frankreichs. Hier steigt das flache Land ein wenig an und kurz vor Clermont Ferrand sind von der Autobahn aus auch die imposanten Vulkane um den Cantal zu sehen (siehe Foto). Clermont Ferrand liegt am Fuße des Zentralmassiv (Massif Central) und von da aus ist es nicht mehr weit bis Vichy.
Vichy war und ist eine sehr reiche Stadt, was unschwer zu erkennen ist. Hier ein Hotel zu finden ist überhaupt kein Problem. Zur Nazizeit war Vichy die Stadt der Deutschen im besetzten Frankreich. Von Vichy aus wurden zehntausende Juden nach Auschwitz deportiert, eine Gedanktafel im Park erinnert daran.
Zum Ferienbeginn, der in ganz Frankreich einheitlich geregelt ist, bevorzugten wir für die Heimreise die Landstraße gegenüber der Autobahn. Nicht weit hinter Vichy beginnt die Bourgogne und wir wollten ja auch noch ein bischen was sehen.
Westlich der Dheune (Canal Central) erheben sich ein paar schöne Aussichtsberge wie der Mont de Rome Chateau und der Mont des Troi Croix. Gelassen nahem wir uns die Zeit und fuhren mit dem Auto bis zum Gipfel des Ersteren (linksstehendes Bild). Die Aussicht vom Berg ist grandios, ein Großteil Zentralfrankreich ist von hier aus zu überblicken. Im Norden die Cote d'Or, der "Goldene Landstrich", im Westen Perigord und im Süden das Massif Central. Ganz im Norden am Horizont sind die Hügel an der Loire auszumachen und zu unseren Füßen liegt das Burgund östlich gesehen.
Die weitere Fahrt führte uns über Dole in das Tal der Doubs, südlich davon liegen die Berge der Franche Comte. Ab Belfort fuhren wir dann das letzte Stück unserer Rückreise auf der Autobahn.
Wer nach Frankreich reist, denkt bestimmt an gutes Essen und an guten Wein. Selbstverständlich ist das Alles auch zu bekommen in unserem schönen Nachbarland.
Das Frühstück (Petit Dejeuner, etwa 5 Euro je Person) fällt gegenüber deutschen Verhältnissen eher bescheiden aus, wird in jedem Zwei-Sterne-Hotel angeboten und besteht aus einem Glas Fruchtsaft, Kaffee, ein bischen Weißbrot, Konfitüre und einem Croissant. Das Petit Dejeuner wird in aller Regel extra berechnet neben dem Zimmerpreis (um die 50 Euro, je nach Comfort).
Mal eben "auf die Schnelle" einkehren ist in Frankreich nicht drin. Wer ein Restaurant besucht, sollte viel Zeit mitbringen. Ein Diner, was von den Franzosen eher am Abend bevorzugt wird, besteht aus mindestens einer Vorspeise, einem Hauptgang und einer Nachspeise. Der Gast hat die Wahl zwischen dem Menu du Jour (Tagesplatte) und einer eigenen Zusammenstellung a la Carte.
Vornehme Restaurants reichen dem Gast eine Karaffe mit Tafelwasser und ein bischen Weißbrot zum Verkürzen der Wartezeiten zwischen den Gängen. Ein einfaches Menu ist ab 15 Euro zu haben (Plate du Jour), der Hauptgang kann auch eine Suppe sein (Potage), Fisch gibt es überall, vor allem in den Orten am Meer. Verbreitet in ganz Frankreich sind die Andoulettes de Canard, das ist eine Wurst aus Innereien von Geflügel, wird in dicke Scheiben geschnitten und auf Kartoffeln serviert. An Getränken wird vor dem Essen oft ein Aperitif angeboten, das kann gerne auch ein Glas Champagner sein. Natürlich gibt es auch Cola.
Dem aufmerksamen Wanderer wird auffallen, dass die Franzosen gerne Picknick machen, auch auf den Rastplätzen entlang der Autobahn. Machen Sie es einfach genauso, das ist die preiswerteste Art der Ernährung in Frankreich. Es gibt nichts Schöneres als mit einem Baguette und einem Stück Käse auf der Faust am Meer zu sitzen und den Untergang der Sonne zu beobachten.
Auf Wiedersehen in Frankreich, au Revoir!
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