So ein Bilch, mein Gartenschläfer

Zwei wunderschöne Gartenschläfer steigen regelmäßig in unseren Hof herab

Als ich ihn das Erstemal sah, kletterte er auf unserem Dach herum. Sehr geschickt, abends in der Dämmerung. Er sah mich wohl auch, ganz da unten auf der Straße, drehte sich noch einmal um und dann verschwand er.

Am nächsten Morgen, ich hatte bereits am Vorabend meiner Frau von unserem Schläfer berichtet, rief mich meine Frau in den Hof und sagte zu mir: Dein Schläfer hat sich gerade eben unter der Treppe zum Obergeschoss verkrochen.

Sofort stellte ich ein Schälchen Haferflocken bereit. Uns war klar, dass er sich frühestens am Abend wieder blicken lässt. Wenn überhaupt. Und siehe da: Jeden Abend wenn es dunkel wird, steigt unser Bilch in den Hof herab. Sein Anmarschweg ist immer wieder derselbe, wie ich dabei feststellen konnte. Er ist sehr scheu aber zu unser aller Freude nicht allein: Es sind derer zwei :)

Wollen wir doch mal sehen, was er noch so frisst, der Gute. Haferflocken scheinen mir, sind ihm zu trocken. Aha, Brötchen gehen schon viel besser, da ist am nächsten Morgen der Napf immer leer. Eines Abends machte ich Licht im Hof und sah so recht deutlich, dass es ein Gartenschläfer ist. Die schwarze Zeichnung im Gesicht ist ein Merkmal und ein weiteres Indiz dafür: Von den vier Schläferarten ist der Gartenschläfer derjenige, der sich auch mal längere Zeit am Boden aufhält.

Einmal abends, ist er mir fast über den Fuss gelaufen. Oh, Gartenschläfer sind süß. Nicht panisch, aber mit Bestimmtheit machte er sich aus dem Staub und kletterte zurück auf das Schuppendach.

In warmen Sommernächten hören wir ihn oft und manchmal poltert er auch ganz schön lautstark auf dem Dachboden herum. Ach, sollen sie doch ihren Spaß haben, von den Schläfern weiß ich sicher, dass sie an Gebäuden keine Schäden anrichten. Möglicherweise sind unsere Schläfer auch schon seit Jahren anwesend und wir haben es nur noch nicht, bzw. erst in diesem Jahr bemerkt.

Große Bilche, kleine Bilche

Es wurde aber auch Zeit, dass ich endlich mal den Nachwuchs zu Gesicht bekomme. Im Brennholzstapel unter der Treppe raschelte es neulich, da stellte ich mich einfach davor und wartete. Nur kurze Zeit dauerte es, dann kam ein kleiner Bilch aus dem Stapel herausgegrabbelt, blieb in ca. 30 cm Entfernung vor meinen Augen stehen und blickte mich erwartungsvoll an. Nun konnte ich mir das possierliche Tierchen endlich mal in aller Ruhe aus der Nähe angucken. Tja, leider hatte ich keine Brötchen dabei und so drehte sich der Kleine ganz gemächlich um und kroch zurück in sein Versteck. Von der Größe her würde ich sagen, er ist in etwa halb so groß wie seine Mama. Aber ob er der Einzige in der Nachkommenschaft ist? Warten wir es ab. Die werden sich schon noch zu erkennen geben, bis dahin gilt: Bitte nicht beim Fressen stören ;)

bilch2

Apropos Fressen: Bereits gestern bemerkten wir, dass mit unserem Weinstock im Hof irgendwas nicht stimmig ist. Angefressene Weinbeeren lagen unter dem Stock und das kann nur über Nacht passiert sein.

Heute nun, gelang es mir, der Sache auf den Grund zu kommen. Lieber Bilch, es tut mir leid, dass ich den Blitz verwendet habe, aber es war einfach zu dunkel. Umso größer meine Freude und die Freude meiner Frau, dass die Fotos was geworden sind. Du bist ein Prachtexemplar von Gartenschläfer und ich verspreche Dir hoch und heilig, dass ich Dich nur ungern so gestresst habe.

Kein Wunder, dass manchmal ein paar Brötchenstückchen übrig waren. Logisch, Weinbeeren schmecken um Größenordnungen besser als trockene Brötchen, das kann ich durchaus nachvollziehen.

Achja, aktuell sind es zwei Bilche im Weinstock: Ein großer und ein Kleiner. Schauen wir morgen mal, wie es weiter geht. Es muss noch mehr von Euch geben, davon bin ich überzeugt ;)

Doch was sind eigentlich Bilche? Bilch, das ist ein anderer Begriff für den Schläfer und bei den Schläfern gibt es vier Arten hier bei uns, wie ich weiter oben bereits notiert habe. Nennen wir sie mal namentlich diese Spezies: Gartenschläfer, Baumschläfer, Siebenschläfer, Haselmaus.

Der Begriff Siebenschläfer kommt vermutlich daher, dass Schläfer einen sehr langen Winterschlaf halten, von Oktober bis Mai. Und das sind schon mehr als sieben Monate.

Vollgefressen für den Winterschlaf

Ohje, meine Zufütterung zeigt erste Erfolge: Bilch ist dick geworden. Es sei ihm vergönnt, denn in wenigen Wochen beginnt für ihn die lange Zeit des Winterschlaf. Also, wenn ich ein Bilch wäre, ich fänd hier ungezählte Möglichkeiten für einen Unterschlupf. Und ein bischen neidisch bin ich auch auf Leute, denen die Möglichkeit vergönnt ist, den Winter einfach so verschlafen zu dürfen...

Das Balzen der Bilche

Bilche sind nachtaktiv, die Balz jedoch wird am Tage abgewickelt: Am Ende der ersten Juliwoche sind einen Vormittag lang die pfeifenden Balzrufe der Gartenschläfer zu hören. Es ist tatsächlich bemerkenswert, dass dieses alljährlich Ereignis nur an einem einzigen Tag im Jahr stattfindet.


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