Blankenhain, eine Stadt in der DDR mit moderner Infrastruktur

Dieser Artikel gegen das Vergessen widerlegt die Behauptung daß in der DDR die Versorgung schlecht gewesen wäre

Blick auf Blankenhain

Immer wieder wird ja behauptet, daß in der DDR die Versorgung schlecht gewesen sei, daß es nichts gab und so weiter. Solche Behauptungen kommen ganz klar aus der Ecke derjenigen die ein Interesse daran haben der DDR üble Dinge nachzusagen und daran auch noch profitieren. Und natürlich sind diese Lügen unhaltbar und ganz leicht zu widerlegen. Begeben wir uns auf eine Zeitreise, in die Thüringische Stadt Blankenhain mit weniger als 4000 Einwohnern der 80er Jahre.

Leben und Arbeiten in Blankenhain

Das größte Unternehmen am Ort war der VEB Weimar Porzellan, dicht gefolgt von den Kliniken des städtischen Krankenhauses. Auf diesem Gelände befand sich auch die Poliklinik mit Zahnärzten, Orthopäden und Fachärzten für Allgemeinmedizin. Im Ort gab es zwei Schlossereien bzw. Schmieden, 5 Bäcker und zwei Fleischer und einen Schlachtbetrieb für Kleintiere. Des Weiteren gab es einen Schreibwarenladen, zwei Spielzeuggeschäfte, einen Frisör, einen Haushaltswarenladen, einen Fernseh- und Elektroladen, einen Fotografen, ein Schuhgeschäft, Geschäfte für Sport, Freizeit und Bekleidung und natürlich gab es auch einen Schuster, einen Uhrmacher sowie eine Tischlerei. Im Stadtzentum gab es eine Sparkasse, eine Postfiliale, eine Zweigstelle der Staatsbank, eine HO-Kaufhalle, kleinere Konsumläden, eine Drogerie und eine Apotheke sowie einen Blumenladen. Am westlichen Ortsrand gab es eine Hühnerfarm und bereits in den 60er Jahren wurde in Richtung Rottdorf ein Trockenwerk gebaut, wo Pellets und Futtermittel für die umliegende Viehwirtschaft hergestellt wurden, für die LPG Blankenhain und weitere landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften. Auch eine Brauerei gab es in Blankenhain, eine BHG (Bäuerliche Handelsgenossenschaft) und etwas außerhalb an der Schwarza eine Getreidemühle.

Eine Berufsschule gab es und eine Sonderschule, Baubetriebe, zwei Gärtnereien, den Staatlichen Forstbetrieb und das Uhrenwerk Weimar war mit einem Teilbetrieb vor Ort ansässig. Es gb eine Molkerei, eine Wäscherei, eine Mokka-Milch-Eisbar und jede Menge Gaststätten und Kneipen. Selbstverständlich ga es auch Kindergärten und eine Polytechnische Allgemeinbildende Oberschule (POS) sowie eine Turnhalle. Aufgrund der Höhenlage, der sauberen Luft und der waldreichen Umgebung gab es auch in Blankenhain einen Kurbetrieb, die Erholungssuchenden waren u.a. im Güldenen Zopf, in Einrichtungen des FDGB (Freier Deutscher Gewerkschaftsbund) und auch Privat untergebracht. Auch ein Altersheim gab es in Blankenhain, gleich beim Parkhotel um die Ecke. Etwas außerhalb, an er Straße nach Bad Berka gab es ein Kinderferienlager (Neusaalborn).

Blankenhain liegt etwa auf halbem Wege zwischen Weimar und Rudolstadt, so fuhren auf der Fernverkehrsstraße 85 regelmäßig Busse zwischen den Städten Weimar, Bad Berka, Blankenhain, Teichel, Rudolstadt, an den Wochentagen sogar stündlich. Auch nach Jena gab es eine direkte Busverbindung.

Freizeit, Tourismus und Kultur

Jedes Jahr gab es das Lindenfest als einen Höhepunkt. Im Haus der Schaffenden gab es regelmäßig Tanzveranstaltungen, im Blankenhainer Schloß gab es eine Diskothek und eine Bibliothek. Nicht weit vom 1961 im NAW (Nationales Aufbauwerk) errichteten Freibad mit 50m-Schwimmer/Nichtschwimmer Becken, Sprungturm und einer großzügig angelegten Liegewiese befand sich das Kino. Was wäre ein Kindheit ohne Kino! Nicht zu vergessen auch die Anlagen der Kleingärtner, Kleintierzüchter und Siedler (VKSK, Verband der Kleingärtner, Siedler und Kleintierzüchter) rund um die Stadt, so z.B. in Richtung VEG (Krakau) und Schwarza, wo auch das Land für Eigenheimbauer erschlossen wurde und nicht weit davon unter der Schirmherrschaft des FDGB eine Bungalowsiedlung für Feriengäste betrieben wurde.

Das Sozialistische Wohnungsbauprogramm

Klein-Manhatten nannte man die Plattenbauten am Ortsausgang in Richtung Blankenhain/Schwarza. Gebaut in den 70er Jahren, wurde auch in der Kleinstadt Blankenhain das Wohnungsbauprogramm der DDR konsequent umgesetzt. Aufgrund der attraktiven Lage der Stadt Blankenhain nicht weit vom Thüringer Wald, Weimar und Rudolstadt und aufgrund der vielen Arbeitsmöglichkeiten wuchs die Stadt Blankenhain stetig als eine moderne Kleinstadt in der viele Menschen ein glückliches Zuhause fanden.

Geschichtliches und Umgebung

Eibe in Saalborn

Blankenhain liegt im Tal der Schwarza, die vom Höhenzug der Ossau her kommend, nach Westen fließt und in Tannroda in die Ilm mündet. Zusammen mit den Städten Tannroda, Kranichfeld und Bad Berka bildet Blankenhain ein Dreieck um den sogenannten Tannrodaer Sattel. Geologisch handelt es sich bei diesem Sattel um eine Reliefumkehr, mitten in der Landschaft des Thüringer Muschelkalkes wölben sich im Tannrodaer Sattel die Schichten des Buntsandsteines auf. Richtung Kötsch, mit 497m ü. NN der höchsten Erhebung im Landkreis, wurde bis in die 60er Jahre Kaolin abgebaut. Kaolin, in Apotheken auch Bolus Alba genannt ist eine weiße Tonerde und der Grundstoff für die Porzellanherstellung. Nach der Erschöpfung des Prozellanerde-Vorkommen wurde die Grube umfunktioniert zu einer Mülldeponie (derzeit geschlossen). Mit der Schließung der Kaolingrube wurde auch die Bahnlinie Blankenhain-Bad Berka abgebaut.

Großkochberg, als Goethe-Erinnerungsstätte ist nicht weit, der Goethe-Wanderweg führt über den Spaal zum Luisenturm und weiter nach Großkochberg mit dem Schloß und -Park. Weit scheift der Blick vom Karolinenturm auf dem Kötsch über Weimar zum Ettersberg mit dem Glockenturm (Mahn- und Gedenkstätte KZ Buchenwald), vom Harz und zum Thüringer Wald und bei guter Sicht ist sogar der Auersberg/Erzgebirge zu sehen.

Auf Thüringer Muschelkalk gedeihen selten Pflanzen, Orchideen und Silberdisteln. Auf den Magerrasen der Hanglagen wurde seit jeher Schafzucht betrieben. Im Nachbarort Saalborn steht die älteste Eibe von Thüringen, siehe Foto. Nicht weit von Blankenhain liegt das Kurstädtchen Bad Berka und auch Saalfeld mit den Feengotten ist per Bus leicht zu erreichen.

Blankenhain heute

VEG Krakau

Während zu DDR-Zeiten zu jeder Stunde auf den Straßen von Blankenhain ein geselliges und geschäftliches Treiben herrschte, gleicht diese Stadt heute einer Geisterstadt. Die wirtschaftliche Infrastruktur der DDR wurde zerstört und Menschen im arbeitsfähigen Alter mussten wegen einer Arbeit ihre Heimat verlassen. Gleichermaßen gingen die Mieten auch in dieser Kleinstadt durch die Decke. Heute stehen private Interessen im Vordergrund, davon zeugt auch der Bau eines Golfplatzes zwischen Blankenhain und Saalborn. Dem Bau der Golfanlage fielen die Wohnhäuser der Siedlung Krakau (links im Bild) zum Opfer.

Russischer Friedhof

Tafel Eingangs


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